Am Morgen des 29. Mai wechseln wir wieder einmal die Spurbreite und nehmen, wie geplant zwecks Visaverbindlichkeiten und Jahreszeitenbeschränkung, einen Reisebus. Punktgenau zur Abfahrtszeit erreichen wir dank besten Navigationskünsten von Can den Busbahnhof in Ankara, verladen huschhusch unsere “Bisikle” und düsen bald darauf mit dem Bus ab nach Nevşehir. Unterwegs gibts einen kurzen Rast am Ufer des Tuz Gölü, einem 1600m2 grossen Salzsee mitten in Zentralanatolien. In Nevşehir angekommen, prägt sich eine Wolkenfront zu einer Gewitterfront aus, welcher wir rasch einkaufend und dann weiterradelnd entkommen möchten. Leider wird daraus nichts und wir strampeln in unseren Regenkleidern schwitzend bei Blitz, Donner und heftigen Windböen Uçhisar entgegen. Im Pigeon-Valley finden wir zwischen kitschigen Souvenirs einen Schermenplatz bis das gröbste Gewitter vorbei ist. Mit den ersten, wieder durch die Wolken dringenden Sonnenstrahlen erblicken wir die Pracht Kappadokiens. Überall ragen breite, sich gegen oben in einer feinen Spitze verlaufende Gesteinsformationen in die Höhe und schimmern intensiv rot, braun und grün in den nachgewitterlichen Lichtern. Vor dem Souvenirsladen kreist ein riesiger Taubenschwarm und macht die Kulisse perfekt.
Wir rollen unsere Schmalspurgesellen aus den nun wieder beliebten Karten- und Magnetenständern heraus – sehr zur Freude der Ladenbesitzer – und machen uns auf Richtung Göreme, dem “Zentrum” Kappadokiens.
Frühmorgens stehe ich auf und schreite mit der Photokamera bewaffnet aus der Senke vor Göreme, wo unser Zelt abseits der touristischen Plätze wunderbar aufgestellt werden konnte, zur sogenannten Panoramaanhöhe. Ich will die berühmten Ballone sehen und bildlich festhalten. In der Tat bietet sich mir ein Schauspiel der besonderen Art. Wie leise, leicht und dynamisch diese sanften Farbkugeln mit Korb sich in der Morgensonne doch über diese einzigartige Landschaft hinwegbewegen. Ich bin fasziniert.
Es zeichnen sich weitere Regenschauer ab, sodass wir unser Zelt zügig – und zum Glück trocken – verräumen können. Exakt mit unserer Einfahrt im Zentrum von Göreme prassen erneut grobe Wassertropfen und Smarties-grosse Hagelkörner zu Boden. Wir suchen nach einem geeigneten Unterschlupf und finden diesen zum Glück rasch im Hotel “Terrace House”. Da werden wir herzlich aufgenommen und mit Tee bewirtet. Merci!
Bei wieder besserem Wetter unternehmen wir eine kleine Rundfahrt durch die Felsenstadt Göreme. Felsenstadt deshalb, weil bereits im vierten Jahrhundert die ersten Christen Höhlen, Kirchen und Wohnräume in das Tuffgestein gruben. Sie erschufen gigantische Anlagen, welche z.T. mehrstöckig sind, ihren Nachfolgern und noch der jetzigen Bevölkerung dienlich sind. Viele Hotels sind nach wie vor in solchen Gesteinsformationen angesiedelt und vermarkten dies entsprechend gekonnt.
Den ebenfalls sehr bekannten Gesteinssäulen bei Paşabağlari kurz unsere Aufmerksamkeit schenkend, fahren wir anschliessend am “Camel Rock” vorbei bis zu unserem nächsten Schlafplatz ob Ürgüp. Von dort sehen wir am nächsten Morgen die Ballone erneut. Wir zählen bis zu 100 Stück. Gigantisch. Und dies von einem Standort aus, welcher uns “Plätzligourmets” bestens entspricht.
Der steile Aufstieg bis nach Aksalur fordert uns frühmorgens recht heraus. Doch werden wir doppelt mit bester Aussicht über eine weite Hochebene - mit Rinder- und Schafherden bevölkert – bis nach Incesu belohnt. Die unverhofft vor uns auftauchende Karavanseri im Stadtkern kommt uns gerade recht und wir nutzen die kühlen Räumlichkeiten, um lecker zubereitetes Kebab mit Ayran und frisch gemachte Süssigkeiten zum Dessert zu geniessen. Die Karavanserei erfüllt also auch heute noch für uns zwei Seidenstrassenreisende ihren Zweck...
Zügig kommen wir auf nigelnagelneuem Asphalt die verbleibenden 35km bis Kayseri vorwärts. Beim Busbahnhof angekommen nutzen wir die sich uns bietende Möglichkeit, um den bald abfahrenden Car nach Sivas zu nehmen. Und so plumpsen wir erneut in die weichen Sessel des komfortablen Reisecars. Wir fahren durch saftig grüne Weiten, die am Horizont durch mächtige Hügel vor noch grösseren Schneebergen abgeschlossen werden. Unterwegs sehen wir oft auch weisse Zelte, welche mit dem roten Halbmond bemalt sind. Nachgefragt bestätigt man uns: Es seien Flüchtlinge aus Syrien, welchen hier Unterschlupf geboten wird.
In Sivas angekommen – leider ohne Rückmeldung unseres Warmshowers-Angefragten – kümmern wir uns am frühen Abend um die Weiterreise. Wie sich bereits im Vorfeld abgezeichnet hat, sind die Verbindungen von Sivas nach Divriği eher spärlich gesäht und es braucht mehrere Anläufe bei diversen Busunternehmen, ehe ich herausfinde, dass nur ein Unternehmen Divriği anfährt. Und es sei nicht einmal garantiert, dass die Velos im Minibus Platz fänden. Zu unsicher! So versuchen wir am Bahnhof, die nötigen Informationen und ein Billet zu kriegen. Unter drei Anläufen mit spärlichem türkischen Vokabular, einer Fresszettelskizze, YES-/NO-Englisch und mit Handgesten, welche einen Italiener wohl alt aussehen liessen, finde ich um zirka 21:00Uhr heraus, dass nur der 04:12Uhr-Zug einen Gepäckswagen hat und demnach Fahrräder transportiert. Na dann, nehmen wir halt diesen. Mit zwei Billetten für uns – jedoch nicht für die eisernen Reisegefährten (würden vom Schaffner direkt berechnet) - kehre ich zur draussen vor dem Bahnhof wartenden Flurina zurück.
Was nun? Knapp 7 Stunden später gehe es ja weiter. So beschliessen wir, die Nacht zu nutzen, um die Sehenswürdigkeiten Sivas zu besichtigen und anschliessend im Wartsaal des Bahnhofs noch ein Nickerchen zu nehmen. Wir kurven entlang der kunstlichtbeleuchteten Bauten der Seljuken und Osmanen. Vor der Çifte Minare Medresesi werden wir von zwei jungen Herrn angesprochen. Wir glauben es kaum, als sich der eine als den von uns kontaktierten Warmshower-Gastgeber zu erkennen gibt. Sie laden uns ein, wenigstens für die Restzeit noch bei Ihnen zu verweilen. Nach gemeinsam weitergeführter Sightseeing-Tour u.a. zum Knabengymnasium, in welchem 1919 der Nationalkongress als Grundlage zur Bildung der heutigen Türkei stattfand, können wir uns noch zirka drei Stunden aufs Ohr hauen.
Der Zugzustieg verläuft problemlos und so können wir uns bis Sonnenaufgang noch etwas ausruhen. Die nächtlichen Strapazen scheinen wie vergessen, als wir mit dem ersten Tageslicht das durchfahrene Tal bestauen können. Eine Augenweide. Bei wunderbar wärmendem Sonnenschein geniessen wir am Bahnhof in Divriği das uns vom Schaffner mitgegebene “Frühstücksbuffet”, erhalten von zwei Bahnangestellten sogar Tee und türkischen Kaffee dazu serviert. Tausend Dank!
Nun folgt ein stetiges Auf und Ab, gespickt mit relativ happigen Steigungen und einigen Pässen. Via Station in Iliç wollen wir Kemah erreichen, was wir schliesslich aus eigener Muskelkraft auf anderer Route als geplant (weil da nun einfach ein Stausee ist und der kleine Pfad dem Flüsschen entlang verschlungen ist). Beim letzten der vielen kleinen, fiesen Aufstiege vor Kemah sehen wir uns mitten in einem kleinen Mentaltest, den wir schliesslich mit Hilfe von Ishak, welcher uns mit seinem Ford Transit mitnimmt, souverän bestehen (Ja, man darf ja schliesslich auch mal Schwein haben). Nach einer “Tost und Çay”-Pause in Kemah, verwehren wir uns der Mitfahrgelegenheit bis Erzincan nicht und sind überglücklich, dass wir unser Zelt nun schon vor den Toren der Stadt aufschlagen können. Ach, was hast du uns doch abgenommen, lieber Ishak!
Erneut auf breiteren Gummiflächen unterwegs erreichen wir Erzurum. Dort treffen wir – Oh Freude! - die beiden Veloeler Marianne und Tom wieder. Gemeinsam verbringen wir eine wohltuhende und angeregte Zeit rund um das gemeinsame Mittagessen. In der historischen Zollzahlstadt der Seidenstrasse und der nun bekannten Universitätsstadt logieren wir bei einem Studienkollegen von Amine. Amine haben wir über Warmshowers kontaktiert und er hat uns das “Gliger” organisiert. Es wird ein sehr internationaler Abend mit Vertretern aus den arabischen Emiraten, der Türkei, dem Kongo, aus Marokko und aus der Schweiz. Wir erfahren viel von den anderen Ländern, über Studienaustausche zur Länderverbindung, Einsamkeit in einem fremden Land und lachen ob all den vielen lustigen Anekdoten aus fast aller Herren Länder. Thank you guys! Nuri, welcher uns auf der Strasse angesprochen hat, war langjähriger Fahrer und Regionsbegleiter einer Lonely-Planet-Redaktorin. Er schien ein sehr aufmerksamer Fahrer gewesen zu sein, denn er konnte uns so interessant und fachkompetent einiges an Details über die Sehenswürdigkeiten in Erzurum erzählen. Gemeinsam mit ihm besuchen wir die Karavanserei, die Festung, den Uhrenturm und trinken Tee, während sich die grosse alte Moschee vom Freitagsgebet kaum zu leeren vermag. Gemäss ihm seien bis 7500 Männer in der Moschee gewesen und strömen nun während bis zu einer Stunde aus den fünf Ausgängen. Danke vielmal Nuri für deine wertvolle Begegnung!
Von nun an geht es mit zwei zu passierenden Pässen eigentlich nur noch talabwärts; unseren nächsten Zieles entgegen: Batumi.
Bis zum “Güzelyalya”-Pass, dem saftig grünen, breiten Tal folgend, wird es nach dem spendierten Tee im Gipfelbeizli zunehmend karger und felsiger. Die Talflanken fast bis nach Artvin zeigen sich uns als kunstvoll auf- und verschobene Gesteinsschichten. Wir besuchen unterwegs den Wasserfall beim Tortum Gölü und durchfahren kleine Dörfer in der stets enger werdenden Schlucht. Kinder verkaufen uns am Strassenrand frisch geflückte Beeren.
Dort, wo man nicht mehr von der eigenen Kleinagrikultur leben kann, sind die Leute ausgeflogen oder ausgeflogen worden, denn es befindet sich ein riesiges Stauseeprojekt im Bau, welches den Talboden – und damit einige Dörfer - bis nach Borçka versinken liess oder noch lässt. Drei clever platzierte Staumauern werden schliesslich eine riesige Menge Wasser und damit Energie für die Region speichern können.
Wir sind froh, als wir die Strecke über den Stauseen mit 40 – 50 Tunnels ab Borçka hinter uns lassen und uns in den letzten Passaufstieg vor dem schwarzen Meer begeben können.
Wir fahren auf Passhöhe in die Wolken. Als wir in der Abfahrt wieder etwas sehen, sind wir inmitten unzähliger Steilhänge, welche übersäht sind mit Teebüschen. Aha, hier kommt also all dieser Tee her, den die Türken/innen trinken! Wir geniessen die Aussicht durch diese Szenerie und biegen in Hopa – kurz nach der Teefabrik der Türkei – rechts ab auf die Küstenschnellstrasse zum Zoll. Problemlos können wir passieren, werden von den türkischen Beamten herzlich verabschiedet und von den georgischen Kontrolleuren ebenso wohlwollend empfangen.
Frühmorgens stehe ich auf und schreite mit der Photokamera bewaffnet aus der Senke vor Göreme, wo unser Zelt abseits der touristischen Plätze wunderbar aufgestellt werden konnte, zur sogenannten Panoramaanhöhe. Ich will die berühmten Ballone sehen und bildlich festhalten. In der Tat bietet sich mir ein Schauspiel der besonderen Art. Wie leise, leicht und dynamisch diese sanften Farbkugeln mit Korb sich in der Morgensonne doch über diese einzigartige Landschaft hinwegbewegen. Ich bin fasziniert.
Es zeichnen sich weitere Regenschauer ab, sodass wir unser Zelt zügig – und zum Glück trocken – verräumen können. Exakt mit unserer Einfahrt im Zentrum von Göreme prassen erneut grobe Wassertropfen und Smarties-grosse Hagelkörner zu Boden. Wir suchen nach einem geeigneten Unterschlupf und finden diesen zum Glück rasch im Hotel “Terrace House”. Da werden wir herzlich aufgenommen und mit Tee bewirtet. Merci!
Bei wieder besserem Wetter unternehmen wir eine kleine Rundfahrt durch die Felsenstadt Göreme. Felsenstadt deshalb, weil bereits im vierten Jahrhundert die ersten Christen Höhlen, Kirchen und Wohnräume in das Tuffgestein gruben. Sie erschufen gigantische Anlagen, welche z.T. mehrstöckig sind, ihren Nachfolgern und noch der jetzigen Bevölkerung dienlich sind. Viele Hotels sind nach wie vor in solchen Gesteinsformationen angesiedelt und vermarkten dies entsprechend gekonnt.
Den ebenfalls sehr bekannten Gesteinssäulen bei Paşabağlari kurz unsere Aufmerksamkeit schenkend, fahren wir anschliessend am “Camel Rock” vorbei bis zu unserem nächsten Schlafplatz ob Ürgüp. Von dort sehen wir am nächsten Morgen die Ballone erneut. Wir zählen bis zu 100 Stück. Gigantisch. Und dies von einem Standort aus, welcher uns “Plätzligourmets” bestens entspricht.
Der steile Aufstieg bis nach Aksalur fordert uns frühmorgens recht heraus. Doch werden wir doppelt mit bester Aussicht über eine weite Hochebene - mit Rinder- und Schafherden bevölkert – bis nach Incesu belohnt. Die unverhofft vor uns auftauchende Karavanseri im Stadtkern kommt uns gerade recht und wir nutzen die kühlen Räumlichkeiten, um lecker zubereitetes Kebab mit Ayran und frisch gemachte Süssigkeiten zum Dessert zu geniessen. Die Karavanserei erfüllt also auch heute noch für uns zwei Seidenstrassenreisende ihren Zweck...
Zügig kommen wir auf nigelnagelneuem Asphalt die verbleibenden 35km bis Kayseri vorwärts. Beim Busbahnhof angekommen nutzen wir die sich uns bietende Möglichkeit, um den bald abfahrenden Car nach Sivas zu nehmen. Und so plumpsen wir erneut in die weichen Sessel des komfortablen Reisecars. Wir fahren durch saftig grüne Weiten, die am Horizont durch mächtige Hügel vor noch grösseren Schneebergen abgeschlossen werden. Unterwegs sehen wir oft auch weisse Zelte, welche mit dem roten Halbmond bemalt sind. Nachgefragt bestätigt man uns: Es seien Flüchtlinge aus Syrien, welchen hier Unterschlupf geboten wird.
In Sivas angekommen – leider ohne Rückmeldung unseres Warmshowers-Angefragten – kümmern wir uns am frühen Abend um die Weiterreise. Wie sich bereits im Vorfeld abgezeichnet hat, sind die Verbindungen von Sivas nach Divriği eher spärlich gesäht und es braucht mehrere Anläufe bei diversen Busunternehmen, ehe ich herausfinde, dass nur ein Unternehmen Divriği anfährt. Und es sei nicht einmal garantiert, dass die Velos im Minibus Platz fänden. Zu unsicher! So versuchen wir am Bahnhof, die nötigen Informationen und ein Billet zu kriegen. Unter drei Anläufen mit spärlichem türkischen Vokabular, einer Fresszettelskizze, YES-/NO-Englisch und mit Handgesten, welche einen Italiener wohl alt aussehen liessen, finde ich um zirka 21:00Uhr heraus, dass nur der 04:12Uhr-Zug einen Gepäckswagen hat und demnach Fahrräder transportiert. Na dann, nehmen wir halt diesen. Mit zwei Billetten für uns – jedoch nicht für die eisernen Reisegefährten (würden vom Schaffner direkt berechnet) - kehre ich zur draussen vor dem Bahnhof wartenden Flurina zurück.
Was nun? Knapp 7 Stunden später gehe es ja weiter. So beschliessen wir, die Nacht zu nutzen, um die Sehenswürdigkeiten Sivas zu besichtigen und anschliessend im Wartsaal des Bahnhofs noch ein Nickerchen zu nehmen. Wir kurven entlang der kunstlichtbeleuchteten Bauten der Seljuken und Osmanen. Vor der Çifte Minare Medresesi werden wir von zwei jungen Herrn angesprochen. Wir glauben es kaum, als sich der eine als den von uns kontaktierten Warmshower-Gastgeber zu erkennen gibt. Sie laden uns ein, wenigstens für die Restzeit noch bei Ihnen zu verweilen. Nach gemeinsam weitergeführter Sightseeing-Tour u.a. zum Knabengymnasium, in welchem 1919 der Nationalkongress als Grundlage zur Bildung der heutigen Türkei stattfand, können wir uns noch zirka drei Stunden aufs Ohr hauen.
Der Zugzustieg verläuft problemlos und so können wir uns bis Sonnenaufgang noch etwas ausruhen. Die nächtlichen Strapazen scheinen wie vergessen, als wir mit dem ersten Tageslicht das durchfahrene Tal bestauen können. Eine Augenweide. Bei wunderbar wärmendem Sonnenschein geniessen wir am Bahnhof in Divriği das uns vom Schaffner mitgegebene “Frühstücksbuffet”, erhalten von zwei Bahnangestellten sogar Tee und türkischen Kaffee dazu serviert. Tausend Dank!
Nun folgt ein stetiges Auf und Ab, gespickt mit relativ happigen Steigungen und einigen Pässen. Via Station in Iliç wollen wir Kemah erreichen, was wir schliesslich aus eigener Muskelkraft auf anderer Route als geplant (weil da nun einfach ein Stausee ist und der kleine Pfad dem Flüsschen entlang verschlungen ist). Beim letzten der vielen kleinen, fiesen Aufstiege vor Kemah sehen wir uns mitten in einem kleinen Mentaltest, den wir schliesslich mit Hilfe von Ishak, welcher uns mit seinem Ford Transit mitnimmt, souverän bestehen (Ja, man darf ja schliesslich auch mal Schwein haben). Nach einer “Tost und Çay”-Pause in Kemah, verwehren wir uns der Mitfahrgelegenheit bis Erzincan nicht und sind überglücklich, dass wir unser Zelt nun schon vor den Toren der Stadt aufschlagen können. Ach, was hast du uns doch abgenommen, lieber Ishak!
Erneut auf breiteren Gummiflächen unterwegs erreichen wir Erzurum. Dort treffen wir – Oh Freude! - die beiden Veloeler Marianne und Tom wieder. Gemeinsam verbringen wir eine wohltuhende und angeregte Zeit rund um das gemeinsame Mittagessen. In der historischen Zollzahlstadt der Seidenstrasse und der nun bekannten Universitätsstadt logieren wir bei einem Studienkollegen von Amine. Amine haben wir über Warmshowers kontaktiert und er hat uns das “Gliger” organisiert. Es wird ein sehr internationaler Abend mit Vertretern aus den arabischen Emiraten, der Türkei, dem Kongo, aus Marokko und aus der Schweiz. Wir erfahren viel von den anderen Ländern, über Studienaustausche zur Länderverbindung, Einsamkeit in einem fremden Land und lachen ob all den vielen lustigen Anekdoten aus fast aller Herren Länder. Thank you guys! Nuri, welcher uns auf der Strasse angesprochen hat, war langjähriger Fahrer und Regionsbegleiter einer Lonely-Planet-Redaktorin. Er schien ein sehr aufmerksamer Fahrer gewesen zu sein, denn er konnte uns so interessant und fachkompetent einiges an Details über die Sehenswürdigkeiten in Erzurum erzählen. Gemeinsam mit ihm besuchen wir die Karavanserei, die Festung, den Uhrenturm und trinken Tee, während sich die grosse alte Moschee vom Freitagsgebet kaum zu leeren vermag. Gemäss ihm seien bis 7500 Männer in der Moschee gewesen und strömen nun während bis zu einer Stunde aus den fünf Ausgängen. Danke vielmal Nuri für deine wertvolle Begegnung!
Von nun an geht es mit zwei zu passierenden Pässen eigentlich nur noch talabwärts; unseren nächsten Zieles entgegen: Batumi.
Bis zum “Güzelyalya”-Pass, dem saftig grünen, breiten Tal folgend, wird es nach dem spendierten Tee im Gipfelbeizli zunehmend karger und felsiger. Die Talflanken fast bis nach Artvin zeigen sich uns als kunstvoll auf- und verschobene Gesteinsschichten. Wir besuchen unterwegs den Wasserfall beim Tortum Gölü und durchfahren kleine Dörfer in der stets enger werdenden Schlucht. Kinder verkaufen uns am Strassenrand frisch geflückte Beeren.
Dort, wo man nicht mehr von der eigenen Kleinagrikultur leben kann, sind die Leute ausgeflogen oder ausgeflogen worden, denn es befindet sich ein riesiges Stauseeprojekt im Bau, welches den Talboden – und damit einige Dörfer - bis nach Borçka versinken liess oder noch lässt. Drei clever platzierte Staumauern werden schliesslich eine riesige Menge Wasser und damit Energie für die Region speichern können.
Wir sind froh, als wir die Strecke über den Stauseen mit 40 – 50 Tunnels ab Borçka hinter uns lassen und uns in den letzten Passaufstieg vor dem schwarzen Meer begeben können.
Wir fahren auf Passhöhe in die Wolken. Als wir in der Abfahrt wieder etwas sehen, sind wir inmitten unzähliger Steilhänge, welche übersäht sind mit Teebüschen. Aha, hier kommt also all dieser Tee her, den die Türken/innen trinken! Wir geniessen die Aussicht durch diese Szenerie und biegen in Hopa – kurz nach der Teefabrik der Türkei – rechts ab auf die Küstenschnellstrasse zum Zoll. Problemlos können wir passieren, werden von den türkischen Beamten herzlich verabschiedet und von den georgischen Kontrolleuren ebenso wohlwollend empfangen.