Die bunten und rundgeschliffenen Steine “singen” mit der Bewegung der Wellen... Die Wellenschaumkronen zerplatzen an unseren Füssen wie Seifanblasen... Mit einem Fussbad verabschieden wir uns vom Schwarzen Meer.
Und dann machen wir uns auf, einen weiteren Meilenstein unserer Reise zu erreichen. Wir verlassen Batumi Richtung Osten – die Ausfahrt riecht nach Eukalyptus, Kuhdung (Kühe, soviele, als wären sie ebenfalls Verkehrsteilnehmer) und Abgasen (eine hartnäckige Nebelschicht lässt sie nicht entweichen). Später soll uns ein Reisender sagen: “ das ist ja wie in Indien...!”
Wir folgen gemächlich, entsprechend der Temperatur und Luftfeuchtigkeit, dem Fluss Adzharis'kali und steigen während den ersten km nur unmerklich auf. Wir sehen uns den gross ausgeschilderten - für schweizerische Verhältnisse jedoch eher kleinen - Wasserfall an, kaufen ein Glas georgischen Kastanienhonig und stellen unser Zelt schliesslich im breiten Talgrund auf.
Und dann machen wir uns auf, einen weiteren Meilenstein unserer Reise zu erreichen. Wir verlassen Batumi Richtung Osten – die Ausfahrt riecht nach Eukalyptus, Kuhdung (Kühe, soviele, als wären sie ebenfalls Verkehrsteilnehmer) und Abgasen (eine hartnäckige Nebelschicht lässt sie nicht entweichen). Später soll uns ein Reisender sagen: “ das ist ja wie in Indien...!”
Wir folgen gemächlich, entsprechend der Temperatur und Luftfeuchtigkeit, dem Fluss Adzharis'kali und steigen während den ersten km nur unmerklich auf. Wir sehen uns den gross ausgeschilderten - für schweizerische Verhältnisse jedoch eher kleinen - Wasserfall an, kaufen ein Glas georgischen Kastanienhonig und stellen unser Zelt schliesslich im breiten Talgrund auf.
Am kommenden Morgen sind wir bereits früh unterwegs und treffen in Keda ein, als das Dorf gerade so richtig zum Leben erwacht. Wir decken uns mit Lebensmitteln ein und füllen unsere Wasserflaschen am Dorfbrunnen. Den gibt es hier übrigens überall – und die Wasserqualität lässt mein Bergler-Herz jedes Mal höher schlagen! :-) Entlang des Aufstiegs nach Khulo gibt es diverse historische Brücken und Kirchen zu besichtigen, welche je durch ihre Schlichtheit bestechen. Fasziniert nehmen wir auch die landschaftlichen Veränderungen wahr, und können in erster Linie an der Vegetation erkennen, dass wir von subtropischen in mediterrane Gefilde (später auch in kontinentale und alpine) wechseln. Georgien ist so vielfältig - Berge und Meer in unmittelbarer Nähe – die Topographie schafft hier sieben verschiedene Klimazonen und beherbergt eine unglaubliche Artenvielfalt. Palmen und Eukalyptus haben wir hinter uns gelassen, pedalen nun durch üppige Laub- und Mischwälder. Überall wir Mais angepflanzt und in liebevoller Handarbeit gepflegt.
Ab Khulo - hier haben wir die halbe Höhe erreicht - führt einzig eine unbefestigte Strasse weiter, über welche wir innert etwa 30km die zweite Hälfte der anstehenden Höhenmeter zu bewältigen haben. Um so mehr schmerzt uns jeder verlorene Höhenmeter in der Abfahrt, welche dem Dorf folgt. Doch schon bald gehts wieder bergan... Strampelstrampel, schwitzschwitz, ...
Mit einem spendierten Tee im Restaurant der Bauarbeiter (auch hier ein grosses Stausee-Projekt) kraxeln wir folgendentags höher und höher. Durch Dörfer, in welchen das Leben einfach und arbeitsreich scheint. Und überall Kinder, die bereits von Weitem rufen: “Hello??! Hello!...” Zudem scheinen wir gerade einen besonders spannenden Tag erwischt zu haben: Was da nicht alles den Pass hochgekarrt wird...! Ich staune oftmals nur, was alles in und vor allem AUF den Fahrzeugen (mit Vorliebe Ford Transit mit deutschen Anschriften) Platz findet. Halbe Rinderherden, Familien inkl. Grosseltern, ganze Wohnungseinrichtungen, Wassermelonen, Holz, … Meist werden wir freundlich “empfangen”, und nebst den staunenden Blicken erhalten wir auch ermunternde Zurufe. Der Schweiss läuft und läuft... unsere Wasserflaschen leeren sich laufend. Glücklicherweise können wir sie stets an den zahlreichen Brunnen wieder auffüllen. Kurz nach dem Mittag zieht ein Gewitter auf, welches wir unter dem schützenden Dach eines “Poschi-Hüsli” vorbeiziehen lassen können. Nach der Skistation folgen dann die ersten Berghütten und uns wir klar, wo all die Leute und das Material heute hingefahren sind... Alpauffahrt! Vor beinahe jeder Hütte arbeitet jemand, auf den Matten grasen Kühe, Zäune werden aufgestellt, … Die Szenerie erinnert mich ans Berner Oberland... Ich fühle mich hier zu Hause... und all die schönen Erinnerungen, so wie die Alpenrosen-Büsche, welche die Strasse säumen, geben mir Energie für die letzten Kurven. Ja, und dann... sind wir plötzlich oben – auf dem Goderdzi-Pass...! Von 0 auf 2025müM. Wie lange haben wir davon gesprochen.... Zur Feier gönnen wir uns im Passrestaurant ein traditionell georgisches Abendessen - “chatschapuri”(Käse-Ei-Masse, welche wie Rührei zubereitet wird und entweder mit Brot oder bereits eingebacken serviert wird) - und weil wir hier aufgrund der vielen Begegnungen reichlich “verspäten”, schliesslich auch eine Nacht im Hotel.
Die Abfahrt anderntags gehen wir gemächlich an. Noch lange saugen wir Szenerie und Atmosphäre auf – rollen ein paar Meter, halten erneut, schiessen Fotos, amüsieren uns ab der kleinen Kälbchen, rollen oder eigentlich besser “holpern” ein paar Meter, schauen uns um, ... Gerne wollen wir diesen Moment in unseren Tagebüchern festhalten. Doch kaum haben wir die Fahrräder hingestellt, tönts breits wieder “hello??! hello!” Resultat siehe Foto... ;-)
Auf dem Weg nach Akhaltsikhe machen wir Mittagsrast beim Kloster in Zarzma, welches im 8.Jhd. vom Mönchen Serapion hier gegründet wurde und können in Adigeni einmal mehr einem Brotbäcker bei der Arbeit zusehen, bevor wir uns mit diesem köstlichen Gut eindecken. Brote werden hier im glockenförmigen Holzofen gebacken. Die Teigballen werden zuerst in die Länge gezogen, dann über eine Art “Kissen” gelegt/gespannt, in die Breite gezupft, in der Mitte eingeschnittten und schliesslich mit Hilfe dieses “Kissens” an die Innenwände des Ofens geklatscht. Und was dann nach gut fünf Minuten mit Hilfe von zwei Stöcken rausgeholt wird, schmeckt soooo lecker! Am besten gleich noch ofenwarm. Und: “nenei, s git ke Buuchweh...” ;-)
Im Tal, in welchem unser nächstes Ziel liegt, gesellt sich beim Frühstück am übernächsten Tag eine Herde junger Bullen zu uns, beäugt uns neugierig und zieht dann Grasbüschel um Grasbüschel abrupfend weiter. Wir folgen der sich schlängelnden Strasse bis weit ins Tal, besichtigen die Überbleibsel einer Karavanserei und gelangen unter den weiten Kreisen eines riiesigen Greifvogels schliesslich nach Vardzia, der Felsenstadt. Hier liess Königin Tamar im 12.Jhd. eine ganze Stadt in den Sandstein meiseln. Bei mehreren Erdbeben wurden grosse Teile zerstört, was heute noch vorhanden ist, steht unter Denkmalschutz. Wir sind beeindruckt und doch stehlen all die Spyren (Mauersegler), welche ihre Flugkünste vor unseren Augen vollführen dem “grossen Vardzia” die Show.
Spätnachmittags kraxeln wir erneut... Vom Talgrund hinauf nach Apnia. In schier unendlichen Serpentinen führt hier eine unbefestigte Strasse hinauf in dieses Dorf, in welchem die Zeit zu stehen geblieben scheint. Sowjet-Zeit, wie wir sie aus den Geschichtsbüchern kennen... So sehen bspw. alle Häuser des Dorfes ähnlich bis gleich aus. Die Menschen hier leben von der Landwirtschaft, sind wohl die meisten Selbstversorger. Unschlüsslig, wo wir unser Zelt aufstellen können/dürfen, wollen wir uns bei einem älternen Herrn, der gerade des Weges kommt, das okay holen. Nichts mit okay holen und Zelt aufstellen...! Wir werden direkt nach Hause eingeladen…! Wir werden fürstlich bedient (selbst gebackenes Brot, Tomaten-Gemüse-Sauce, Kartoffeln, Käse, Ei und zum Dessert heiss eingefüllte zwetschgenähnliche Früchtchen) und “müssen” im Schlafzimmer des Hausherrn schlafen. Auch zum Frühstück wird uns wiederum eine ganze Tafel vorgesetzt. David freut sich besonders über das Glas frische Kuhmilch und lässt sich gerne ein zweites Mal einschenken... So gerne würden wir uns auch mit Worten gebührend bedanken können... Wenn wir doch nur ein klein bisschen Russisch könnten... Wir verständigen uns mit Gesten und halt so, “wie uns der Schnabel” gewachsen ist. Irgendwie klappts und wir verlassen Apnia tief berührt ab so viel Offen- und Herzlichkeit.
Und es soll ein Tag der Begegnungen werden. Über die Hochebene sehen wir von unserem Schlag- und Schlammlochslalom aus viele Stuten mit ihren Fohlen und Rinder- und Schafherden grasen. “Hello??! Hello!...”-Zurufe ertönen auch hier in jedem Dorf. Wir beobachten viele Leute die aus Kuhdung eine Art Ziegel zusammenpressen und diese dann – wir nehmen an als Brennmaterial – trocknen lassen.
In Vachiani – nun sind wir definitiv im “armenischen Teil Georgiens” angelangt - schenkt uns ein Ladenbesitzer aus Freude, dass wir nun in Richtung seines Landes fahren, ein Brot und lädt uns zu einem erfrischenden Getränk ein. Am Ende unserer Fahrt durchs Grüne (Strasse kann das nun wirklich nicht mehr genannt werden) lädt uns Harutyun zu Kaffee und frischen Früchten ein. Fragt eines von uns in einem Dorf nach richtigen Strasse, wird das andere oft gleich von neugierigen Kindern umringt und irgendwie gibt es immer einen Weg sich zu verständigen – so schön! Vor dem Gewitter, welches uns während gut einer Viertelstunde mit Windböen und Hagel fast von der Strasse fegt, ergibt sich ein kurzer Schwatz mit einem französischen Ehepaar, welches Georgien mit dem Camper bereist. Als wir fürs Abendessen einkaufen, lässt uns die Ladenbesitzerin eine ganze “Hampfele” armenischer Biscuits kosten. Ausgangs Ninotsminda gibt uns ein strahlendes und rennendes Geschwisterpaar Geleit. Es sind die Begegnungen, welche unsere Reise so unglaublich reich machen...! Vielenvielen Dank euch allen! Didi Madloba!
Eigentlich wollten wir ja via Azerbejian in den Iran reisen. Doch er Konsul in Batumi wollte uns nicht vor einer Woche Wartefrist ein Visum ausstellen können (Eröffnung der “first european games” in Baku galt als nationaler Feier- und somit arbeitsfreier Tag). So entschieden wir uns, nun doch durch Armenien, welches wir zuvor schweren Herzens auf grund der voranschreitenden Zeit aus dem Programm geworfen hatten, zu radeln.
Die letzen km auf georgischem und die ersten auf armenischem Boden führen uns auf eine auf ca. 2000müM gelegene Hochebene. Hier hält der Frühling gerade erst so richtig Einzug. Der Flieder blüht (hatten wir doch vor zwei Monaten in Griechenland auch schon ;-)) und aus den Nestern auf Telefonmasten und Schornsteinen lugen kleine Störche. Am Ufer des Tba Mada-Sees rasten wir ein letztes Mal und passieren dann problemlos die beiden Grenzposten.
Gleich beim ersten Wechselbüro wird versucht, uns “übers Ohr zu hauen” - doch die Jungs haben die Rechnung ohne meinen stets über die aktuellen Kurse informierten David gemacht... Im ersten grösseren Ort erhalten wir dann bei einer Bank einen tollen Kurs und wechseln die verbleibenden georgischen Lari in armenische Dram.
Unsere Villa stellen wir an diesem Abend auf einer blumenübersäten Ebene auf, geniessen die letzten Sonnenstrahlen und staunen darüber, dass auch hier die Lerchen noch jubilieren. Ab all der Schönheit kurieren sich auch unsere Erkältungen fast von alleine aus.
Durch Weiten, die sich mit Trockenheit und intensiv leuchtenden Blumenmatten wechseln, fahren wir Richtung Gyumri – linkerhand der mächtige noch schneebedeckte Aragats. In der Stadt angelangt ist einmal mehr Futterbeschaffung das Thema (was wir nicht alles verdrücken...!) und wir kommen zum ersten Mal in den Genuss der berühmten armenischen Tsiran (Aprikosen; ist das erste Wort, das ich auf armenisch lerne :-) ). Diese Früchte sind ein wahrer Traum! Auf dem Platz vor der Kirche wollten wir nur kurz ein administratives Anliegen in Ordnung bringen. Innert kürzester Zeit sind wir umringt von zeitweise bis zu 20 Kindern... Crashkurs in Armenisch und alle wollen einmal aufs Velo sitzen... Irgendwie total schön. Aber auch intensiv. Und geht uns schliesslich an unsere Energie. So “flüchten” wir uns vor die Post, wo wir nun ungestört Mittag essen und zum Dessert eine Glace geschenkt bekommen.
An der Tankstelle in Mastara kaufen wir am frühen Sonntagmorgen den Proviant für den Tag, dürfen unsere Wasserflaschen füllen und wollen gerade losfahren, als uns ein junger Herr anspricht. Enttäuscht darüber, dass wir kein Russisch sprechen, ruft er gleich seine Cousine an, die David dann in perfektem Englisch erklärt, dass wir unbedingt die aus dem 7. Jhd. stammende Kirche ansehen sollen. Vielenvielen Dank für diesen wertvollen Tipp!
Bei grosser Hitze und mit Gegenwind (zum Glück!!) fahren wir nun weiter um das Aragats-Massiv durch trockene Gebiete, welche von Wadi geprägt und oasenhaft anmutenden Dörfern durchbrochen werden. Beim Wasserauffüllen an einer Tankstelle, erhalten die “crazy cyclist” schon wieder eine Glace geschenkt. Mmmh! “besser giengs fasch nümm...!”
Gekrönt wird dieser Tag mit der Begegnung mit Menac, welcher uns einlädt, die Nacht in seinem Aprikosenhain zu verbringen. Zur Begrüssung kocht er uns gar einen Kaffee. Er scheint sich riesig darüber zu freuen, dass uns unser Weg zu ihm geführt hat. Die Freude ist gegenseitig. Wir fühlen uns von ihm so herzlich aufgenommen. Er lässt uns zwei grooosse Wasserflaschen da, damit wir kochen und uns waschen können. Heute Nacht steht unsere grüne Villa unter einem vor Früchten berstenden Aprikosenbaum... Und wir sind überzeugt für einen Moment die glücklisten Menschen auf dieser wunderbaren Erde zu sein.
Ich sitze hier auf dem Sofa in der Wohnung von Anahit, schreibe diesen Blog und staune gerade selbst darüber, was wir in zwei Wochen alles antreffen, sehen, erleben und erFAHRen...
Anahit betreibt hier in Yerevan in ihrer Wohnung ein kleines und ganz besonderes Hostel. Ein Ort um sich zu Hause zu fühlen und unsere “Batterien” aufzuladen. Und wir geniessens gerade so richtig die Stadt wie “echte Touristen” - ohne Radlermontur, in kurzen Hosen und Flipflop – zu entdecken.
Unsere Reise führt uns nun südwärts, wo wir schliesslich in etwa einer Woche die Grenze in den Iran überqueren werden. In den armenischen Bergen werden wir wohl wenig Internet-Verbindung haben. Und im Iran herrschen dann diesbezüglich ja sowieso spezielle Bedingungen. Es kann also ein wenig dauern, bis ihr wieder von uns lest... Einfach vertrauensvoll dem Motto “no news are good news” folgen.
Ab Khulo - hier haben wir die halbe Höhe erreicht - führt einzig eine unbefestigte Strasse weiter, über welche wir innert etwa 30km die zweite Hälfte der anstehenden Höhenmeter zu bewältigen haben. Um so mehr schmerzt uns jeder verlorene Höhenmeter in der Abfahrt, welche dem Dorf folgt. Doch schon bald gehts wieder bergan... Strampelstrampel, schwitzschwitz, ...
Mit einem spendierten Tee im Restaurant der Bauarbeiter (auch hier ein grosses Stausee-Projekt) kraxeln wir folgendentags höher und höher. Durch Dörfer, in welchen das Leben einfach und arbeitsreich scheint. Und überall Kinder, die bereits von Weitem rufen: “Hello??! Hello!...” Zudem scheinen wir gerade einen besonders spannenden Tag erwischt zu haben: Was da nicht alles den Pass hochgekarrt wird...! Ich staune oftmals nur, was alles in und vor allem AUF den Fahrzeugen (mit Vorliebe Ford Transit mit deutschen Anschriften) Platz findet. Halbe Rinderherden, Familien inkl. Grosseltern, ganze Wohnungseinrichtungen, Wassermelonen, Holz, … Meist werden wir freundlich “empfangen”, und nebst den staunenden Blicken erhalten wir auch ermunternde Zurufe. Der Schweiss läuft und läuft... unsere Wasserflaschen leeren sich laufend. Glücklicherweise können wir sie stets an den zahlreichen Brunnen wieder auffüllen. Kurz nach dem Mittag zieht ein Gewitter auf, welches wir unter dem schützenden Dach eines “Poschi-Hüsli” vorbeiziehen lassen können. Nach der Skistation folgen dann die ersten Berghütten und uns wir klar, wo all die Leute und das Material heute hingefahren sind... Alpauffahrt! Vor beinahe jeder Hütte arbeitet jemand, auf den Matten grasen Kühe, Zäune werden aufgestellt, … Die Szenerie erinnert mich ans Berner Oberland... Ich fühle mich hier zu Hause... und all die schönen Erinnerungen, so wie die Alpenrosen-Büsche, welche die Strasse säumen, geben mir Energie für die letzten Kurven. Ja, und dann... sind wir plötzlich oben – auf dem Goderdzi-Pass...! Von 0 auf 2025müM. Wie lange haben wir davon gesprochen.... Zur Feier gönnen wir uns im Passrestaurant ein traditionell georgisches Abendessen - “chatschapuri”(Käse-Ei-Masse, welche wie Rührei zubereitet wird und entweder mit Brot oder bereits eingebacken serviert wird) - und weil wir hier aufgrund der vielen Begegnungen reichlich “verspäten”, schliesslich auch eine Nacht im Hotel.
Die Abfahrt anderntags gehen wir gemächlich an. Noch lange saugen wir Szenerie und Atmosphäre auf – rollen ein paar Meter, halten erneut, schiessen Fotos, amüsieren uns ab der kleinen Kälbchen, rollen oder eigentlich besser “holpern” ein paar Meter, schauen uns um, ... Gerne wollen wir diesen Moment in unseren Tagebüchern festhalten. Doch kaum haben wir die Fahrräder hingestellt, tönts breits wieder “hello??! hello!” Resultat siehe Foto... ;-)
Auf dem Weg nach Akhaltsikhe machen wir Mittagsrast beim Kloster in Zarzma, welches im 8.Jhd. vom Mönchen Serapion hier gegründet wurde und können in Adigeni einmal mehr einem Brotbäcker bei der Arbeit zusehen, bevor wir uns mit diesem köstlichen Gut eindecken. Brote werden hier im glockenförmigen Holzofen gebacken. Die Teigballen werden zuerst in die Länge gezogen, dann über eine Art “Kissen” gelegt/gespannt, in die Breite gezupft, in der Mitte eingeschnittten und schliesslich mit Hilfe dieses “Kissens” an die Innenwände des Ofens geklatscht. Und was dann nach gut fünf Minuten mit Hilfe von zwei Stöcken rausgeholt wird, schmeckt soooo lecker! Am besten gleich noch ofenwarm. Und: “nenei, s git ke Buuchweh...” ;-)
Im Tal, in welchem unser nächstes Ziel liegt, gesellt sich beim Frühstück am übernächsten Tag eine Herde junger Bullen zu uns, beäugt uns neugierig und zieht dann Grasbüschel um Grasbüschel abrupfend weiter. Wir folgen der sich schlängelnden Strasse bis weit ins Tal, besichtigen die Überbleibsel einer Karavanserei und gelangen unter den weiten Kreisen eines riiesigen Greifvogels schliesslich nach Vardzia, der Felsenstadt. Hier liess Königin Tamar im 12.Jhd. eine ganze Stadt in den Sandstein meiseln. Bei mehreren Erdbeben wurden grosse Teile zerstört, was heute noch vorhanden ist, steht unter Denkmalschutz. Wir sind beeindruckt und doch stehlen all die Spyren (Mauersegler), welche ihre Flugkünste vor unseren Augen vollführen dem “grossen Vardzia” die Show.
Spätnachmittags kraxeln wir erneut... Vom Talgrund hinauf nach Apnia. In schier unendlichen Serpentinen führt hier eine unbefestigte Strasse hinauf in dieses Dorf, in welchem die Zeit zu stehen geblieben scheint. Sowjet-Zeit, wie wir sie aus den Geschichtsbüchern kennen... So sehen bspw. alle Häuser des Dorfes ähnlich bis gleich aus. Die Menschen hier leben von der Landwirtschaft, sind wohl die meisten Selbstversorger. Unschlüsslig, wo wir unser Zelt aufstellen können/dürfen, wollen wir uns bei einem älternen Herrn, der gerade des Weges kommt, das okay holen. Nichts mit okay holen und Zelt aufstellen...! Wir werden direkt nach Hause eingeladen…! Wir werden fürstlich bedient (selbst gebackenes Brot, Tomaten-Gemüse-Sauce, Kartoffeln, Käse, Ei und zum Dessert heiss eingefüllte zwetschgenähnliche Früchtchen) und “müssen” im Schlafzimmer des Hausherrn schlafen. Auch zum Frühstück wird uns wiederum eine ganze Tafel vorgesetzt. David freut sich besonders über das Glas frische Kuhmilch und lässt sich gerne ein zweites Mal einschenken... So gerne würden wir uns auch mit Worten gebührend bedanken können... Wenn wir doch nur ein klein bisschen Russisch könnten... Wir verständigen uns mit Gesten und halt so, “wie uns der Schnabel” gewachsen ist. Irgendwie klappts und wir verlassen Apnia tief berührt ab so viel Offen- und Herzlichkeit.
Und es soll ein Tag der Begegnungen werden. Über die Hochebene sehen wir von unserem Schlag- und Schlammlochslalom aus viele Stuten mit ihren Fohlen und Rinder- und Schafherden grasen. “Hello??! Hello!...”-Zurufe ertönen auch hier in jedem Dorf. Wir beobachten viele Leute die aus Kuhdung eine Art Ziegel zusammenpressen und diese dann – wir nehmen an als Brennmaterial – trocknen lassen.
In Vachiani – nun sind wir definitiv im “armenischen Teil Georgiens” angelangt - schenkt uns ein Ladenbesitzer aus Freude, dass wir nun in Richtung seines Landes fahren, ein Brot und lädt uns zu einem erfrischenden Getränk ein. Am Ende unserer Fahrt durchs Grüne (Strasse kann das nun wirklich nicht mehr genannt werden) lädt uns Harutyun zu Kaffee und frischen Früchten ein. Fragt eines von uns in einem Dorf nach richtigen Strasse, wird das andere oft gleich von neugierigen Kindern umringt und irgendwie gibt es immer einen Weg sich zu verständigen – so schön! Vor dem Gewitter, welches uns während gut einer Viertelstunde mit Windböen und Hagel fast von der Strasse fegt, ergibt sich ein kurzer Schwatz mit einem französischen Ehepaar, welches Georgien mit dem Camper bereist. Als wir fürs Abendessen einkaufen, lässt uns die Ladenbesitzerin eine ganze “Hampfele” armenischer Biscuits kosten. Ausgangs Ninotsminda gibt uns ein strahlendes und rennendes Geschwisterpaar Geleit. Es sind die Begegnungen, welche unsere Reise so unglaublich reich machen...! Vielenvielen Dank euch allen! Didi Madloba!
Eigentlich wollten wir ja via Azerbejian in den Iran reisen. Doch er Konsul in Batumi wollte uns nicht vor einer Woche Wartefrist ein Visum ausstellen können (Eröffnung der “first european games” in Baku galt als nationaler Feier- und somit arbeitsfreier Tag). So entschieden wir uns, nun doch durch Armenien, welches wir zuvor schweren Herzens auf grund der voranschreitenden Zeit aus dem Programm geworfen hatten, zu radeln.
Die letzen km auf georgischem und die ersten auf armenischem Boden führen uns auf eine auf ca. 2000müM gelegene Hochebene. Hier hält der Frühling gerade erst so richtig Einzug. Der Flieder blüht (hatten wir doch vor zwei Monaten in Griechenland auch schon ;-)) und aus den Nestern auf Telefonmasten und Schornsteinen lugen kleine Störche. Am Ufer des Tba Mada-Sees rasten wir ein letztes Mal und passieren dann problemlos die beiden Grenzposten.
Gleich beim ersten Wechselbüro wird versucht, uns “übers Ohr zu hauen” - doch die Jungs haben die Rechnung ohne meinen stets über die aktuellen Kurse informierten David gemacht... Im ersten grösseren Ort erhalten wir dann bei einer Bank einen tollen Kurs und wechseln die verbleibenden georgischen Lari in armenische Dram.
Unsere Villa stellen wir an diesem Abend auf einer blumenübersäten Ebene auf, geniessen die letzten Sonnenstrahlen und staunen darüber, dass auch hier die Lerchen noch jubilieren. Ab all der Schönheit kurieren sich auch unsere Erkältungen fast von alleine aus.
Durch Weiten, die sich mit Trockenheit und intensiv leuchtenden Blumenmatten wechseln, fahren wir Richtung Gyumri – linkerhand der mächtige noch schneebedeckte Aragats. In der Stadt angelangt ist einmal mehr Futterbeschaffung das Thema (was wir nicht alles verdrücken...!) und wir kommen zum ersten Mal in den Genuss der berühmten armenischen Tsiran (Aprikosen; ist das erste Wort, das ich auf armenisch lerne :-) ). Diese Früchte sind ein wahrer Traum! Auf dem Platz vor der Kirche wollten wir nur kurz ein administratives Anliegen in Ordnung bringen. Innert kürzester Zeit sind wir umringt von zeitweise bis zu 20 Kindern... Crashkurs in Armenisch und alle wollen einmal aufs Velo sitzen... Irgendwie total schön. Aber auch intensiv. Und geht uns schliesslich an unsere Energie. So “flüchten” wir uns vor die Post, wo wir nun ungestört Mittag essen und zum Dessert eine Glace geschenkt bekommen.
An der Tankstelle in Mastara kaufen wir am frühen Sonntagmorgen den Proviant für den Tag, dürfen unsere Wasserflaschen füllen und wollen gerade losfahren, als uns ein junger Herr anspricht. Enttäuscht darüber, dass wir kein Russisch sprechen, ruft er gleich seine Cousine an, die David dann in perfektem Englisch erklärt, dass wir unbedingt die aus dem 7. Jhd. stammende Kirche ansehen sollen. Vielenvielen Dank für diesen wertvollen Tipp!
Bei grosser Hitze und mit Gegenwind (zum Glück!!) fahren wir nun weiter um das Aragats-Massiv durch trockene Gebiete, welche von Wadi geprägt und oasenhaft anmutenden Dörfern durchbrochen werden. Beim Wasserauffüllen an einer Tankstelle, erhalten die “crazy cyclist” schon wieder eine Glace geschenkt. Mmmh! “besser giengs fasch nümm...!”
Gekrönt wird dieser Tag mit der Begegnung mit Menac, welcher uns einlädt, die Nacht in seinem Aprikosenhain zu verbringen. Zur Begrüssung kocht er uns gar einen Kaffee. Er scheint sich riesig darüber zu freuen, dass uns unser Weg zu ihm geführt hat. Die Freude ist gegenseitig. Wir fühlen uns von ihm so herzlich aufgenommen. Er lässt uns zwei grooosse Wasserflaschen da, damit wir kochen und uns waschen können. Heute Nacht steht unsere grüne Villa unter einem vor Früchten berstenden Aprikosenbaum... Und wir sind überzeugt für einen Moment die glücklisten Menschen auf dieser wunderbaren Erde zu sein.
Ich sitze hier auf dem Sofa in der Wohnung von Anahit, schreibe diesen Blog und staune gerade selbst darüber, was wir in zwei Wochen alles antreffen, sehen, erleben und erFAHRen...
Anahit betreibt hier in Yerevan in ihrer Wohnung ein kleines und ganz besonderes Hostel. Ein Ort um sich zu Hause zu fühlen und unsere “Batterien” aufzuladen. Und wir geniessens gerade so richtig die Stadt wie “echte Touristen” - ohne Radlermontur, in kurzen Hosen und Flipflop – zu entdecken.
Unsere Reise führt uns nun südwärts, wo wir schliesslich in etwa einer Woche die Grenze in den Iran überqueren werden. In den armenischen Bergen werden wir wohl wenig Internet-Verbindung haben. Und im Iran herrschen dann diesbezüglich ja sowieso spezielle Bedingungen. Es kann also ein wenig dauern, bis ihr wieder von uns lest... Einfach vertrauensvoll dem Motto “no news are good news” folgen.