Wir sind überglücklich, als wir nach nur einer Viertelstunde Wartezeit auf dem turkmenischen Konsulat in Mashhad unsere Transitvisa in der Hand halten. Glückspilze! Wir haben gar sieben Tage erhalten – die meisten Tourenfahrer erhalten bloss deren fünf. Nun ist unser “Panini-Büechli” also soweit voll, dass wir den Fahrrad-Teil unserer Reise problemlos in Angriff nehmen können. Juhuu!
Kurz nach unserer Ankunft in Mashhad melden sich die 2Veloeler bei uns. Sie sind zeitgleich hier in der Stadt und so verabreden wir uns für den kommenden Tag. Wir kochen gemeinsam Zmittag im Melli-Park. Zu unserer Freude und wohl auch jener aller Passanten... Wir haben eine zufriedene Zeit und vergessen ab aller Berner Gemütlichkeit fast die Zeit. Danke viuviu Mau, öich beidne! S isch uu schön gsi, öich ume z gse. U bis zum nächschte Mau!
Nächtigen dürfen wir in der Stadt, welche rund um die Begräbnisstätte von Imam Reza aufgebauen ist, bei Ehsan und Shima. Sie lassen uns während schlussendlich vier Nächten ihre warmshowers-Gäste sein. Wir werden wunderbar bekocht, tauschen aus, werden in die Kunst des Daliz-Spiels (mein neuer Favorit!!) eingeführt, bekommen die Haare geschnitten, den Veloständer geschweisst, dürfen gemeinsam mit den beiden den Heiligen Schrein besuchen, … und gewinnen neue Freunde!
Am 23.Juli sind wir seit fünf Monaten unterwegs. Wir feiern dies mit Rösti und Züri Gschnätzletem, welches glücklicherweise auch unseren Gastgebern schmeckt.
Vielen herzlichen Dank für die wertvolle und erholsame Zeit mit euch!
Am 25. Juli setzen wir uns endlichendlich wieder in die Sättel und nehmen innert vier Tagen die letzten Kilometer im Iran unter die Räder. Den 6002. km feiern wir mit einer geschenkten Flasche Traubensaft und einer Nacht unter freiem Himmel. Von Quchan steigt die Strasse stetig an und so kommt uns die Einladung von Cuma, dem türkischen Truckfahrer, zu Kaffee mehr als nur gelegen. Er kocht für uns frischen türkischen Kaffee – nach all den vielen Cays schmeckt der besonders gut! Und wir freuen uns, dass in unseren Hinterköpfen noch ein paar Wörter Türkisch vorhanden sind. Teşekürler!
Nach einer Nacht in einem windigen Mandelhain brechen wir anderntags bereits früh auf, um möglichst noch von der morgendlichen Kühle profitieren zu können. Schon nach wenigen km hält ein Wagen neben uns und ein Polizist erzählt etwas von wegen motorcycle, Bajgiran und “no problem”. Wir sind unschlüssig, was er uns sagen wollte und verschwenden keine weiteren Gedanken daran. Am
Ende der Abfahrt nach Emam Qoli wird uns klar, woher der Wind weht. Wir können noch auswählen, welche Strecke wir fahren wollen und dann geht es los... Die letzten km im Iran unter Polizeieskort. Weshalb wissen wir noch heute nicht... Der Beamte führt uns schliesslich durch eine bezaubernde kleine Schlucht, wo zu unserer Freude gerade erst der Belag erneuert wurde. In Dorbaram heisst es dann: “mister David stopp, Cay!” Okay... Mit Händen und Füssen erklärt er uns, dass wir hier auf den nächsten Beamten warten müssen. Also: Warten und Tee trinken... :-) Beim Auffüllen der Wasserflaschen bekomme ich Einblick in einen Hinterhof in diesem Bergdorf. Das Leben ist sehr einfach hier... Was jedoch der Herzlichkeit nichts abträgt. Zu Beginn des nächsten Aufstiegs erfolgt die Stabübergabe. Neu ist ein junger Polizist vom Posten in Bajgiran für uns zuständig. Und man kann sich einfach vorstellen, dass es für ihn wohl interessantere Aufgaben gäbe, als zwei Radreisende beim Hochkraxeln zu begleiten... Im lichtlosen Tunnel ist er jedoch sehr um unser Wohl besorgt und veranstaltet jedesmal ein regelrechtes Hupkonzert, wenn uns ein Fahrzeug entgegenkommt oder überholt. Wir amüsieren uns köstlich. Denn die Lampe seiner Polizeimaschine macht neben unseren Supervelolampen bloss einen kläglichen Eindruck... :-(
In Bajgiran angekommen, wird uns im Dorfpark ein Zeltplatz angewiesen, welchen wir gerne entgegennehmen. Wow, das ist wie 5*-Camping... Rasenuntergrund, fliessendes Wasser und eine (lassen wir das, eher unappetitliche) Toilette. Wir lassen die Seele baumeln und treffen Vorkehrungen für den morgigen Grenzübertritt.
Dieser verläuft wider Erwarten ganz angenehm. Im Aufstieg zum auf dem Pass gelegenen Grenzposten nehmen wir schon fast wehmütig Abschied vom Iran, von all den lieben Menschen, vom besten Cay den wir bisher getrunken haben, den Mofas welche hier ausschliesslich für zwei und mehr Personen gebaut zu sein scheinen und ich vom Kopftuch... Die Iraner lassen uns problemlos passieren, scannen einzig unser Gepäck und wollen wissen, wie es uns gefallen hat und entlassen uns dann mit einem herzlichen “chod afes”.
Am turkmenischen Grenzposten läuft alles dermassen militärisch ab, dass ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Wir spielen dieses Spiel jedoch mit und kommen so problemlos auch durch diese Kontrolle. Gepäck wird gescannt und dann kommt eine Dame, welche Ärztin sein soll und will unsere Medikamente sehen. Ich lege ihr alles auf die Theke und bin mal gespannt, ob ich wohl jetzt meine homopathische Taschenapotheke abgeben muss...? Weit gefehlt, sie dreht Anti-Brumm und Schüsslersalze zwei Mal um deren Achse und meint dann “finish!”. Ja alsoo... Das Geräusch des Stempels in unseren Pässen erfreut auch dieses Mal unsere Ohren und Gemüter. Nun kanns also losgehen. Dachten wir... Der zuständige Zollbeamte will uns jedoch partout nicht hinunter nach Ashgabat fahren lassen...! Grr! Wir werden schon fast angefleht in den Bus einzusteigen und doch bitte nicht weitere Diskussionen zu verursachen. ZähnneknirschZähneknirsch steigen wir also ein... Oh, wie hätte diese 35km Abfahrt Spass gemacht...! Beim nächsten Kontrollposten müssen alle Passagiere aussteigen und nach einer weiteren Passkontrolle dürfen wir die letzten km in die turkmenische Hauptstadt doch noch selber unter dir Räder nehmen.
Mir scheint hier vieles ireal...! Eine sechsspurige Bahn führt vom letzten Kontollposten hinunter in die Stadt. Ich kann mir die Breite der Strasse nicht erklären, denn der Grenzverkehr ist hier weissgott nicht so massiv...! Ein immenser weisser Torbogen signalisiert uns, dass wir nun in die Stadt einfahren. Die weisse Stadt, wie sie auch genannt wird, ist ganz nach dem Gusto des von 1992 bis zu seinem Tod im 2006 amtierenden Präsidenten und selbsternannten Turkmenenführer “Turkmenbaşy” gebaut. Die Strasse ist auf der einen Seite von 12-stöckigen Marmorbauten, auf der anderen Seite von einem langgezogen Park gesäumt. In der Mitte des Parkes steht eine mehrere Meter hohe Statue der Rukhnama (turkmenische, vom Turkmenbaşy verfasste, Pflichtlektüre), die einen ersten Eindruck gibt, welches Ausmass der Personenkult um den Turkmenbaşy angenommen hat. Im Stadtzentrum finden wir dann auch noch vergoldete Statuen welche er von sich erstellen liess...
Da wir über ein siebenTage Transitvisum verfügen, müssen wir uns registrieren lassen und suchen entsprechend gleich als erstes dieses Büro auf. Zwar mit sehr freundlicher Bedienung, jedoch leider ohne Erfolg. Denn wir müssen zuerst eine Hotelregistrierung vorweisen... Diese wird richtiggehend zur Odysee. Finde mal in Ashgabat ein Hotel, welches diese ausstellen darf...! Wir spulen wohl an die 30km ab in der weissen Stadt und landen schliesslich vor einem unglaublichen “Luxus-Bunker”. Da passen wir ja richtig gut hin... Unseren Stahlrössern wird aber ohne wenn und aber ein Stall angeboten und wir in ein Zimmer geführt. Oje, wo sind wir hier auch nur gelandet...! Kurz nach 22:00 wollen wir uns im Hoteleigenen Restaurant verpflegen. Leider weit gefehlt... Alle Angebote schliessen um 22:00 und die Receptionisten scheinen nicht gerade viel mehr zu wissen, als wie sie ihr Handy zu Arbeitszeiten bedienen müssen... Die Fassade beginnt zu bröckeln. Und dies hält bis zu unserer andertägigen Abfahrt wacker an. Dennoch: die Aussicht über Ashgabat ist und bleibt unvergleichlich!
Mit der Hotelregistrierung erhalten wir die Regisitrierung des “Migration Service Office” problemlos und stellen uns dann der nächsten Herausforderung: finde ein Zug- oder Busticket nach Mary! Glücklicherweise sieht man uns die Touristen an und so bekommt David schon bald Hilfe von einem jungen Turkmenen, der in den USA studiert. Ich warte geduldig (so 1.5h brauchen schon etwas Geduld...) vor dem Gebäude. Die TurkmenInnen scheinen die Kunst des einfach Hinschauens, an der Klingel läuten und kein Wort herausbringen noch viel besser zu beherrschen als die ArmenierInnen... Irgendwie kommt auch hier wieder das “Affe im Zoo”-Gefühl auf... Dennoch geniesse ich das Treiben hier sehr. Endlich habe ich in dieser schon fast klinisch rein wirkenden Stadt einen Ort gefunden, an welchem wirklich Leben stattfindet! Es ist ein munteres Treiben ohne dass Hektik aufkommt. Ich kann mich kaum satt sehen an all den farbigen und um den Ausschnitt kunstvoll bestickten langen Röcken der Frauen und Mädchen. Die einen tragen dazu hoch aufgetürmte Kopftücher, andere traditionell zwei Zöpfe und setzen dann ein Käppi obenauf. Nicht nur die Kleider sind hier von unglaublicher Einzigartigkeit. Wir sind uns beide einig noch nie so viele schöne Frauen auf so kleinem Raum gesehen zu haben...(Nein Grossvater, ich hab' die Hundepfeiffe trotzdem nicht gebraucht...! :-) ) Auf dem nächsten Zug hats natürlich keinen Platz mehr für uns... Ja, dann warten wir halt nochmals zwei Stunden. Und diese Zeit kann ja ganz gut ausgefüllt werden: David richtet einem Turkmenen auf dem Bahnsteig die Felge. Das ist ja ein Spektakel... Ein Tourist, ein blonder noch dazu, schrüblet da mitten auf dem Bahnsteig von Ashgabat an einem Velo... Einige Männer gesellen sich dazu, gwundrige Buben beobachten aus “sicherer” Distanz... Und plötzlich hat es da auch noch andere Räder die einer Reparatur bedürften... Glücklicherweise, wie sich später herausstellt auch jenes des Freundes vom Gepäckchef... Als wir nämlich später unsere Velos nicht einladen können sollen, macht sich dieser für uns stark!
Ja und so kommen wir tatsächlich zu einer turkmenischen Zugfahrt. In diesen Genuss kommen wohl nicht allzuviele Erdenbürger... Ausgangs Ashgabat sehen wir durchs Fenster die ersten (domestizierten) Kamele. Rechterhand wird unser Blick immer wieder von den sanften, samtig schillernden Bergen angezogen, welche im Abendlicht sooo schön aussehen. Linkerhand Dörfer und erste Baumwollfelder. Wir sind in einem Liegewagen untergebracht und können so gemütlich auf unseren Pritschen liegend die vorbeiziehende Landschaft geniessen. So gegen 20:00 hält der Zug in einem Dorf an. Und es scheint, als hätte Dorf bloss auf dessen Ankunft gewartet. Viele Passagiere steigen aus und kehren bald darauf mit duftenden Speisen zurück. Am Bahnsteig wird allerhand angeboten. Die einen halten gegrillten Kebab, andere gefüllte Teigtaschen oder Getränke feil. Ein paar Frauen “husiere” gar mit ihren Waren durch den Zug. Das ist ein Treiben! Vor lauter Staunen vergessen wir fast uns selbst auch mit etwas zu versorgen. So kommt es, dass David mit einer ergatterten Teigtasche schliesslich auf den gerade anfahrenden Zug aufspringen muss... Jaja, da hat mein Herzli für einen Moment gerade etwas stärker gepöpperlet...
Kurz vor der Ankunft werden wir vom Kondi persönlich geweckt, gebeten die Bettwäsche zusammenzufalten (jaja, die Turkmenen sind ordentliche...) und ja nichts zu vergessen.
In Mary angekommen suchen wir uns einen Park, wo wir uns noch für ein paar Stunden aufs Ohr legen wollen. Leider berauben uns die Mücken unserem kostbaren Schlaf. Bssss..... bssss... bssssss....
In der Dämmerung und noch längst nicht so richtig wach verlassen wir die Wüstenstadt Mary, sehen nur im Ansatz, welche protzigen Bauten auch hier das Ortszentrum prägen. In Bajramaly decken wir uns mit 8lt Wasser pro Person ein. Mein “Lasteseli” - entschuldigung David wenn ich dich so nenne - trägt nun ganz schön schwer, damit ich etwas entlastet bin und so die Wüste hoffentlich einfacher durchqueren kann. Anschliessend besichtigen wir auf einer Extraschlaufe die Ruinen der altertümlichen Oasenstadt Merv. Bei der alten Festung wollen wir Mittagessen. Da sind wir nicht alleine... Viele Familien haben sich hier zum Freitags-(hier ja wie unser Sonntag)Picnic eingefunden. Kaum haben wir uns hingesetzt, werden wir mit verschiedensten Speisen eingedeckt. Fast haben wir den Eindruck, dass die einander mit Geschenken übertrumpfen wollen... Und ein Vorsteher – so sehen das zumindest wir – der danebenliegenden Koranschule bringt uns sogar einen Kamelhaarteppich, damit wir nicht auf den Boden sitzen müssen... Wir können beim besten Willen nicht alles Essen und versuchen uns deshalb zu erinnern, wem wir welche Speisen zurückbringen können... Und bleiben dann natürlich auf einem Familienteppich noch eine ganze Weile sitzen... Einzigartiges Geschenk, dieser Mittag!
Kurz bevor wir abends unser Zelt aufstellen, fahren wir an eine riiiesen Kamelherde und erlaben uns eine ganze Weile am Anblick dieser besonderen Tiere.
Mit der aufgehenden Sonne radeln wir am 1.August der Wüste entgegen. Ich bin unruhig und zweifle noch daran, ob ich diese Strapazen wirklich schaffen werde. Nach den ersten km verändert sich die Landschaft merklich. Es wird trocken. Sehr trocken. Und die ersten Dünen erheben sich... Die Sonne wärmt zunehmend und bereits im Verlauf des Morgens kommt ein starker (wie könnte es auch anders sein) Gegenwind auf. Das Thermometer steigt gegen 50°C an und so kommt uns der Wind heute ausnahmsweise sogar ein bisschen gelegen... Mittags ruhen wir uns in einer kleinen Raststätte entlang der Strasse aus und gegen Abend suchen wir erneut für einen Moment Schutz im Schatten eines in einer Jurte eingerichteten Restaurants. Die letzten 30km von heute fahren sich dann deutlich einfacher – der Wind hat nachgelassen und das Thermometer bewegt sich um angenehme 40°C. Mit der untergehenden Sonne suchen wir uns zwei Dünen in welcher Schutz wir uns für die Nacht einrichten. Aus der Traum mit einer Nacht unter freiem Sternenhimmel als eine riiiesen Spinne auftaucht. Oh mein Gott, bin ich erschrocken! Das Ding ist so gross wie meine Hand, glänzend schwarz und sooo schnell...! Verkrieche mich im Zelt und kann dann kaum ruhig Abendessen...
Der zweite Tag in der Wüste zerrt an unseren Nerven. Wir haben unruhig und wenig geschlafen. Der Sand kühlte in der Nacht nicht ab und so haben wir uns schwitzend gewälzt. Morgens sind wir mit dem ersten Tageslicht wieder raus um möglichst von der (fast) windstillen Zeit und den kühlen 30°C zu profitieren. Der Wind bläst auch heute stark. Welch' eine Aufmunterung, als uns mitten im Nirgendwo ein Cyclonomade entgegenkommt. Die Begegnung mit Olivier – er ist seit sechs(!) Jahren mit dem Fahrrad unterwegs - lenkt uns ab und bringt uns auf andere Gedanken. Im Schatten eines Busches teilen wir eine Melone und beobachten vergnügt, wie ein Erdmännchen sich über die von uns weggeworfenen Schalen freut. Schmatzschmatz... Wir saufen weiterhin Wasser wie die Kamele (anders kann ich das gerade nicht ausdrücken) und stellen uns der Wüste.
Am dritten Tag gegen neun Uhr morgens erreichen wir Turkmenabat und gönnen uns als erstes einen Kaffee. Erleichtert, dass wir diesen Meilenstein geschafft haben!
Wir verlassen die Stadt gegen Abend und überqueren den Fluss AmuDarya über eine schwimmende Brücke. Hmmm... von diesem Fluss habe ich schon sooo viel gehört. Und plötzlich stehe ich an dessen Ufern! Hier ist er zudem noch so breit und reissend, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er nicht mehr genügend Wasser zum Aralsee bringt und dieser langsam austrocknet.
Nach einer erholsamen Nacht in einem Aprikosenhain nahe Farap, wo wir einem streunenden Hund den Rest unserer Znachts überlassen, brechen wir erneut zu einem Grenzübertritt auf. Der Grenzposten ist wenig bis nicht ausgeschildert und so nehmen wir all die Hinweise der Anwohner gerne entgegen. Am Ende einer unscheinbaren Strasse, taucht das Gebäude schliesslich doch noch auf...
Wir füllen ein Formular aus – die Grenzbeamten sind freundlich und erklären uns den in kyrillisch und russisch gehaltenen Fötzel - wir werden gebeten zwei Taschen zu öffnen und das wars dann auch schon. Ganz besonders bleiben wird uns wohl der Beamte, welcher uns den Ausreisestempel in den Pass “tätschte”... :-) Er will uns die Pässe bereits zurückgeben, öffnet sie dann nochmals, sucht nach dem Registrierungsstempel und lässt uns dann mit einem breiten Grinsen und Gesten wissen, dass wir das gut gemacht haben. Wir wissen von anderen Radlern, welche ein 7-Tag-Visum jedoch keinen Registrierungsstempel hatten, dass hier ein riesen Bazar veranstaltet wurde... Huch! Sind wir ja einmal mehr gut davon gekommen...
Von den uzbekischen Grenzbeamten haben wir schon allerhand Geschichten gehört und sind drum gespannt, was uns nach einem Fährtli durchs Niemandsland erwartet... Heute scheint ein guter Tag, denn auch hier will der grimmige Herr nur unsere Medi sehen - “dürnuelet” halbwegs intressiert unsere Apotheke und meint dann: “finish!”. Das ging ja “wie düren Anke”...!
In Olot geniessen wir im Schatten des Bushüslis eine Glace zur Erfrischung, als Bekzod – man kann auch mit einem eingegipsten Arm Velofahren – auf uns zukommt und zu sich nach Hause einlädt. So erhalten wir unerwartet schnell Einblick in einen uzbekischen Alltag. Im Innenhof – eine Traubenpergola spendet Schatten – können wir uns ausruhen und als Bekzod realisiert, dass mein Rücklicht futsch ist, wird dieses kurzerhand geflickt. Später führt er uns durchs Dorf und zum Kriegsdenkmal, auf welchem der Name seines Grossvaters vermerkt ist... Zurück Zuhause trifft die ganze Familie ein und wir dürfen in dieser Runde Abendessen. Bekzod überlässt uns seinen Raum zum Schlafen. Wir sind einmal mehr überwältigt von so viel Gastfreundschaft! Vielenvielen Dank! Rakhmat!
Wir schreiben den 5.August 2015: nach einem Tag gegen den Wind, viiiiel Wasser und am Strassenrand angebotenem Aprikosensaft kann ich zuerst und aus der Ferne grüne Kuppeldächer erspähen... Durch Äste etwas verdeckt kann ich am rechten Strassenrand ein Ortsschild erkennen... “BUXORO”... Nach so vielen Tagen im Sattel sind wir nun also da. Bin gerade sehr gerührt... Glückstränli laufen mir übers Gesicht...
Nächtigen dürfen wir in der Stadt, welche rund um die Begräbnisstätte von Imam Reza aufgebauen ist, bei Ehsan und Shima. Sie lassen uns während schlussendlich vier Nächten ihre warmshowers-Gäste sein. Wir werden wunderbar bekocht, tauschen aus, werden in die Kunst des Daliz-Spiels (mein neuer Favorit!!) eingeführt, bekommen die Haare geschnitten, den Veloständer geschweisst, dürfen gemeinsam mit den beiden den Heiligen Schrein besuchen, … und gewinnen neue Freunde!
Am 23.Juli sind wir seit fünf Monaten unterwegs. Wir feiern dies mit Rösti und Züri Gschnätzletem, welches glücklicherweise auch unseren Gastgebern schmeckt.
Vielen herzlichen Dank für die wertvolle und erholsame Zeit mit euch!
Am 25. Juli setzen wir uns endlichendlich wieder in die Sättel und nehmen innert vier Tagen die letzten Kilometer im Iran unter die Räder. Den 6002. km feiern wir mit einer geschenkten Flasche Traubensaft und einer Nacht unter freiem Himmel. Von Quchan steigt die Strasse stetig an und so kommt uns die Einladung von Cuma, dem türkischen Truckfahrer, zu Kaffee mehr als nur gelegen. Er kocht für uns frischen türkischen Kaffee – nach all den vielen Cays schmeckt der besonders gut! Und wir freuen uns, dass in unseren Hinterköpfen noch ein paar Wörter Türkisch vorhanden sind. Teşekürler!
Nach einer Nacht in einem windigen Mandelhain brechen wir anderntags bereits früh auf, um möglichst noch von der morgendlichen Kühle profitieren zu können. Schon nach wenigen km hält ein Wagen neben uns und ein Polizist erzählt etwas von wegen motorcycle, Bajgiran und “no problem”. Wir sind unschlüssig, was er uns sagen wollte und verschwenden keine weiteren Gedanken daran. Am
Ende der Abfahrt nach Emam Qoli wird uns klar, woher der Wind weht. Wir können noch auswählen, welche Strecke wir fahren wollen und dann geht es los... Die letzten km im Iran unter Polizeieskort. Weshalb wissen wir noch heute nicht... Der Beamte führt uns schliesslich durch eine bezaubernde kleine Schlucht, wo zu unserer Freude gerade erst der Belag erneuert wurde. In Dorbaram heisst es dann: “mister David stopp, Cay!” Okay... Mit Händen und Füssen erklärt er uns, dass wir hier auf den nächsten Beamten warten müssen. Also: Warten und Tee trinken... :-) Beim Auffüllen der Wasserflaschen bekomme ich Einblick in einen Hinterhof in diesem Bergdorf. Das Leben ist sehr einfach hier... Was jedoch der Herzlichkeit nichts abträgt. Zu Beginn des nächsten Aufstiegs erfolgt die Stabübergabe. Neu ist ein junger Polizist vom Posten in Bajgiran für uns zuständig. Und man kann sich einfach vorstellen, dass es für ihn wohl interessantere Aufgaben gäbe, als zwei Radreisende beim Hochkraxeln zu begleiten... Im lichtlosen Tunnel ist er jedoch sehr um unser Wohl besorgt und veranstaltet jedesmal ein regelrechtes Hupkonzert, wenn uns ein Fahrzeug entgegenkommt oder überholt. Wir amüsieren uns köstlich. Denn die Lampe seiner Polizeimaschine macht neben unseren Supervelolampen bloss einen kläglichen Eindruck... :-(
In Bajgiran angekommen, wird uns im Dorfpark ein Zeltplatz angewiesen, welchen wir gerne entgegennehmen. Wow, das ist wie 5*-Camping... Rasenuntergrund, fliessendes Wasser und eine (lassen wir das, eher unappetitliche) Toilette. Wir lassen die Seele baumeln und treffen Vorkehrungen für den morgigen Grenzübertritt.
Dieser verläuft wider Erwarten ganz angenehm. Im Aufstieg zum auf dem Pass gelegenen Grenzposten nehmen wir schon fast wehmütig Abschied vom Iran, von all den lieben Menschen, vom besten Cay den wir bisher getrunken haben, den Mofas welche hier ausschliesslich für zwei und mehr Personen gebaut zu sein scheinen und ich vom Kopftuch... Die Iraner lassen uns problemlos passieren, scannen einzig unser Gepäck und wollen wissen, wie es uns gefallen hat und entlassen uns dann mit einem herzlichen “chod afes”.
Am turkmenischen Grenzposten läuft alles dermassen militärisch ab, dass ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Wir spielen dieses Spiel jedoch mit und kommen so problemlos auch durch diese Kontrolle. Gepäck wird gescannt und dann kommt eine Dame, welche Ärztin sein soll und will unsere Medikamente sehen. Ich lege ihr alles auf die Theke und bin mal gespannt, ob ich wohl jetzt meine homopathische Taschenapotheke abgeben muss...? Weit gefehlt, sie dreht Anti-Brumm und Schüsslersalze zwei Mal um deren Achse und meint dann “finish!”. Ja alsoo... Das Geräusch des Stempels in unseren Pässen erfreut auch dieses Mal unsere Ohren und Gemüter. Nun kanns also losgehen. Dachten wir... Der zuständige Zollbeamte will uns jedoch partout nicht hinunter nach Ashgabat fahren lassen...! Grr! Wir werden schon fast angefleht in den Bus einzusteigen und doch bitte nicht weitere Diskussionen zu verursachen. ZähnneknirschZähneknirsch steigen wir also ein... Oh, wie hätte diese 35km Abfahrt Spass gemacht...! Beim nächsten Kontrollposten müssen alle Passagiere aussteigen und nach einer weiteren Passkontrolle dürfen wir die letzten km in die turkmenische Hauptstadt doch noch selber unter dir Räder nehmen.
Mir scheint hier vieles ireal...! Eine sechsspurige Bahn führt vom letzten Kontollposten hinunter in die Stadt. Ich kann mir die Breite der Strasse nicht erklären, denn der Grenzverkehr ist hier weissgott nicht so massiv...! Ein immenser weisser Torbogen signalisiert uns, dass wir nun in die Stadt einfahren. Die weisse Stadt, wie sie auch genannt wird, ist ganz nach dem Gusto des von 1992 bis zu seinem Tod im 2006 amtierenden Präsidenten und selbsternannten Turkmenenführer “Turkmenbaşy” gebaut. Die Strasse ist auf der einen Seite von 12-stöckigen Marmorbauten, auf der anderen Seite von einem langgezogen Park gesäumt. In der Mitte des Parkes steht eine mehrere Meter hohe Statue der Rukhnama (turkmenische, vom Turkmenbaşy verfasste, Pflichtlektüre), die einen ersten Eindruck gibt, welches Ausmass der Personenkult um den Turkmenbaşy angenommen hat. Im Stadtzentrum finden wir dann auch noch vergoldete Statuen welche er von sich erstellen liess...
Da wir über ein siebenTage Transitvisum verfügen, müssen wir uns registrieren lassen und suchen entsprechend gleich als erstes dieses Büro auf. Zwar mit sehr freundlicher Bedienung, jedoch leider ohne Erfolg. Denn wir müssen zuerst eine Hotelregistrierung vorweisen... Diese wird richtiggehend zur Odysee. Finde mal in Ashgabat ein Hotel, welches diese ausstellen darf...! Wir spulen wohl an die 30km ab in der weissen Stadt und landen schliesslich vor einem unglaublichen “Luxus-Bunker”. Da passen wir ja richtig gut hin... Unseren Stahlrössern wird aber ohne wenn und aber ein Stall angeboten und wir in ein Zimmer geführt. Oje, wo sind wir hier auch nur gelandet...! Kurz nach 22:00 wollen wir uns im Hoteleigenen Restaurant verpflegen. Leider weit gefehlt... Alle Angebote schliessen um 22:00 und die Receptionisten scheinen nicht gerade viel mehr zu wissen, als wie sie ihr Handy zu Arbeitszeiten bedienen müssen... Die Fassade beginnt zu bröckeln. Und dies hält bis zu unserer andertägigen Abfahrt wacker an. Dennoch: die Aussicht über Ashgabat ist und bleibt unvergleichlich!
Mit der Hotelregistrierung erhalten wir die Regisitrierung des “Migration Service Office” problemlos und stellen uns dann der nächsten Herausforderung: finde ein Zug- oder Busticket nach Mary! Glücklicherweise sieht man uns die Touristen an und so bekommt David schon bald Hilfe von einem jungen Turkmenen, der in den USA studiert. Ich warte geduldig (so 1.5h brauchen schon etwas Geduld...) vor dem Gebäude. Die TurkmenInnen scheinen die Kunst des einfach Hinschauens, an der Klingel läuten und kein Wort herausbringen noch viel besser zu beherrschen als die ArmenierInnen... Irgendwie kommt auch hier wieder das “Affe im Zoo”-Gefühl auf... Dennoch geniesse ich das Treiben hier sehr. Endlich habe ich in dieser schon fast klinisch rein wirkenden Stadt einen Ort gefunden, an welchem wirklich Leben stattfindet! Es ist ein munteres Treiben ohne dass Hektik aufkommt. Ich kann mich kaum satt sehen an all den farbigen und um den Ausschnitt kunstvoll bestickten langen Röcken der Frauen und Mädchen. Die einen tragen dazu hoch aufgetürmte Kopftücher, andere traditionell zwei Zöpfe und setzen dann ein Käppi obenauf. Nicht nur die Kleider sind hier von unglaublicher Einzigartigkeit. Wir sind uns beide einig noch nie so viele schöne Frauen auf so kleinem Raum gesehen zu haben...(Nein Grossvater, ich hab' die Hundepfeiffe trotzdem nicht gebraucht...! :-) ) Auf dem nächsten Zug hats natürlich keinen Platz mehr für uns... Ja, dann warten wir halt nochmals zwei Stunden. Und diese Zeit kann ja ganz gut ausgefüllt werden: David richtet einem Turkmenen auf dem Bahnsteig die Felge. Das ist ja ein Spektakel... Ein Tourist, ein blonder noch dazu, schrüblet da mitten auf dem Bahnsteig von Ashgabat an einem Velo... Einige Männer gesellen sich dazu, gwundrige Buben beobachten aus “sicherer” Distanz... Und plötzlich hat es da auch noch andere Räder die einer Reparatur bedürften... Glücklicherweise, wie sich später herausstellt auch jenes des Freundes vom Gepäckchef... Als wir nämlich später unsere Velos nicht einladen können sollen, macht sich dieser für uns stark!
Ja und so kommen wir tatsächlich zu einer turkmenischen Zugfahrt. In diesen Genuss kommen wohl nicht allzuviele Erdenbürger... Ausgangs Ashgabat sehen wir durchs Fenster die ersten (domestizierten) Kamele. Rechterhand wird unser Blick immer wieder von den sanften, samtig schillernden Bergen angezogen, welche im Abendlicht sooo schön aussehen. Linkerhand Dörfer und erste Baumwollfelder. Wir sind in einem Liegewagen untergebracht und können so gemütlich auf unseren Pritschen liegend die vorbeiziehende Landschaft geniessen. So gegen 20:00 hält der Zug in einem Dorf an. Und es scheint, als hätte Dorf bloss auf dessen Ankunft gewartet. Viele Passagiere steigen aus und kehren bald darauf mit duftenden Speisen zurück. Am Bahnsteig wird allerhand angeboten. Die einen halten gegrillten Kebab, andere gefüllte Teigtaschen oder Getränke feil. Ein paar Frauen “husiere” gar mit ihren Waren durch den Zug. Das ist ein Treiben! Vor lauter Staunen vergessen wir fast uns selbst auch mit etwas zu versorgen. So kommt es, dass David mit einer ergatterten Teigtasche schliesslich auf den gerade anfahrenden Zug aufspringen muss... Jaja, da hat mein Herzli für einen Moment gerade etwas stärker gepöpperlet...
Kurz vor der Ankunft werden wir vom Kondi persönlich geweckt, gebeten die Bettwäsche zusammenzufalten (jaja, die Turkmenen sind ordentliche...) und ja nichts zu vergessen.
In Mary angekommen suchen wir uns einen Park, wo wir uns noch für ein paar Stunden aufs Ohr legen wollen. Leider berauben uns die Mücken unserem kostbaren Schlaf. Bssss..... bssss... bssssss....
In der Dämmerung und noch längst nicht so richtig wach verlassen wir die Wüstenstadt Mary, sehen nur im Ansatz, welche protzigen Bauten auch hier das Ortszentrum prägen. In Bajramaly decken wir uns mit 8lt Wasser pro Person ein. Mein “Lasteseli” - entschuldigung David wenn ich dich so nenne - trägt nun ganz schön schwer, damit ich etwas entlastet bin und so die Wüste hoffentlich einfacher durchqueren kann. Anschliessend besichtigen wir auf einer Extraschlaufe die Ruinen der altertümlichen Oasenstadt Merv. Bei der alten Festung wollen wir Mittagessen. Da sind wir nicht alleine... Viele Familien haben sich hier zum Freitags-(hier ja wie unser Sonntag)Picnic eingefunden. Kaum haben wir uns hingesetzt, werden wir mit verschiedensten Speisen eingedeckt. Fast haben wir den Eindruck, dass die einander mit Geschenken übertrumpfen wollen... Und ein Vorsteher – so sehen das zumindest wir – der danebenliegenden Koranschule bringt uns sogar einen Kamelhaarteppich, damit wir nicht auf den Boden sitzen müssen... Wir können beim besten Willen nicht alles Essen und versuchen uns deshalb zu erinnern, wem wir welche Speisen zurückbringen können... Und bleiben dann natürlich auf einem Familienteppich noch eine ganze Weile sitzen... Einzigartiges Geschenk, dieser Mittag!
Kurz bevor wir abends unser Zelt aufstellen, fahren wir an eine riiiesen Kamelherde und erlaben uns eine ganze Weile am Anblick dieser besonderen Tiere.
Mit der aufgehenden Sonne radeln wir am 1.August der Wüste entgegen. Ich bin unruhig und zweifle noch daran, ob ich diese Strapazen wirklich schaffen werde. Nach den ersten km verändert sich die Landschaft merklich. Es wird trocken. Sehr trocken. Und die ersten Dünen erheben sich... Die Sonne wärmt zunehmend und bereits im Verlauf des Morgens kommt ein starker (wie könnte es auch anders sein) Gegenwind auf. Das Thermometer steigt gegen 50°C an und so kommt uns der Wind heute ausnahmsweise sogar ein bisschen gelegen... Mittags ruhen wir uns in einer kleinen Raststätte entlang der Strasse aus und gegen Abend suchen wir erneut für einen Moment Schutz im Schatten eines in einer Jurte eingerichteten Restaurants. Die letzten 30km von heute fahren sich dann deutlich einfacher – der Wind hat nachgelassen und das Thermometer bewegt sich um angenehme 40°C. Mit der untergehenden Sonne suchen wir uns zwei Dünen in welcher Schutz wir uns für die Nacht einrichten. Aus der Traum mit einer Nacht unter freiem Sternenhimmel als eine riiiesen Spinne auftaucht. Oh mein Gott, bin ich erschrocken! Das Ding ist so gross wie meine Hand, glänzend schwarz und sooo schnell...! Verkrieche mich im Zelt und kann dann kaum ruhig Abendessen...
Der zweite Tag in der Wüste zerrt an unseren Nerven. Wir haben unruhig und wenig geschlafen. Der Sand kühlte in der Nacht nicht ab und so haben wir uns schwitzend gewälzt. Morgens sind wir mit dem ersten Tageslicht wieder raus um möglichst von der (fast) windstillen Zeit und den kühlen 30°C zu profitieren. Der Wind bläst auch heute stark. Welch' eine Aufmunterung, als uns mitten im Nirgendwo ein Cyclonomade entgegenkommt. Die Begegnung mit Olivier – er ist seit sechs(!) Jahren mit dem Fahrrad unterwegs - lenkt uns ab und bringt uns auf andere Gedanken. Im Schatten eines Busches teilen wir eine Melone und beobachten vergnügt, wie ein Erdmännchen sich über die von uns weggeworfenen Schalen freut. Schmatzschmatz... Wir saufen weiterhin Wasser wie die Kamele (anders kann ich das gerade nicht ausdrücken) und stellen uns der Wüste.
Am dritten Tag gegen neun Uhr morgens erreichen wir Turkmenabat und gönnen uns als erstes einen Kaffee. Erleichtert, dass wir diesen Meilenstein geschafft haben!
Wir verlassen die Stadt gegen Abend und überqueren den Fluss AmuDarya über eine schwimmende Brücke. Hmmm... von diesem Fluss habe ich schon sooo viel gehört. Und plötzlich stehe ich an dessen Ufern! Hier ist er zudem noch so breit und reissend, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er nicht mehr genügend Wasser zum Aralsee bringt und dieser langsam austrocknet.
Nach einer erholsamen Nacht in einem Aprikosenhain nahe Farap, wo wir einem streunenden Hund den Rest unserer Znachts überlassen, brechen wir erneut zu einem Grenzübertritt auf. Der Grenzposten ist wenig bis nicht ausgeschildert und so nehmen wir all die Hinweise der Anwohner gerne entgegen. Am Ende einer unscheinbaren Strasse, taucht das Gebäude schliesslich doch noch auf...
Wir füllen ein Formular aus – die Grenzbeamten sind freundlich und erklären uns den in kyrillisch und russisch gehaltenen Fötzel - wir werden gebeten zwei Taschen zu öffnen und das wars dann auch schon. Ganz besonders bleiben wird uns wohl der Beamte, welcher uns den Ausreisestempel in den Pass “tätschte”... :-) Er will uns die Pässe bereits zurückgeben, öffnet sie dann nochmals, sucht nach dem Registrierungsstempel und lässt uns dann mit einem breiten Grinsen und Gesten wissen, dass wir das gut gemacht haben. Wir wissen von anderen Radlern, welche ein 7-Tag-Visum jedoch keinen Registrierungsstempel hatten, dass hier ein riesen Bazar veranstaltet wurde... Huch! Sind wir ja einmal mehr gut davon gekommen...
Von den uzbekischen Grenzbeamten haben wir schon allerhand Geschichten gehört und sind drum gespannt, was uns nach einem Fährtli durchs Niemandsland erwartet... Heute scheint ein guter Tag, denn auch hier will der grimmige Herr nur unsere Medi sehen - “dürnuelet” halbwegs intressiert unsere Apotheke und meint dann: “finish!”. Das ging ja “wie düren Anke”...!
In Olot geniessen wir im Schatten des Bushüslis eine Glace zur Erfrischung, als Bekzod – man kann auch mit einem eingegipsten Arm Velofahren – auf uns zukommt und zu sich nach Hause einlädt. So erhalten wir unerwartet schnell Einblick in einen uzbekischen Alltag. Im Innenhof – eine Traubenpergola spendet Schatten – können wir uns ausruhen und als Bekzod realisiert, dass mein Rücklicht futsch ist, wird dieses kurzerhand geflickt. Später führt er uns durchs Dorf und zum Kriegsdenkmal, auf welchem der Name seines Grossvaters vermerkt ist... Zurück Zuhause trifft die ganze Familie ein und wir dürfen in dieser Runde Abendessen. Bekzod überlässt uns seinen Raum zum Schlafen. Wir sind einmal mehr überwältigt von so viel Gastfreundschaft! Vielenvielen Dank! Rakhmat!
Wir schreiben den 5.August 2015: nach einem Tag gegen den Wind, viiiiel Wasser und am Strassenrand angebotenem Aprikosensaft kann ich zuerst und aus der Ferne grüne Kuppeldächer erspähen... Durch Äste etwas verdeckt kann ich am rechten Strassenrand ein Ortsschild erkennen... “BUXORO”... Nach so vielen Tagen im Sattel sind wir nun also da. Bin gerade sehr gerührt... Glückstränli laufen mir übers Gesicht...